Lebens-Wert

Das Gras wächst nun auch bei uns. Dort, wo im Sommer die Himbeeren reifen sollen, ganz besonders.

Heute will ich den Ort für die spätere Ernte vorbereiten.

Die Himbeeren sind ursprünglich aus dem Wald. Weil ich sie jedes Jahr aufbinde und ausschneide, sehen sie mittlerweile aus wie kultivierte Himbeeren. Und sie schmecken köstlich.

No Waste. Konsequenterweise heisst das, die alten Schnürchen vom letzten Jahr aufknüpfen und wieder zum Aufbinden verwenden. Dabei reisen die  Gedanken in meine Kindheit. Auch damals waren Himbeeren köstlich. Ich habe nur gegessen, nicht aufgebunden.

Das hohe Gras, welches ich um die Himbeerstängel herum ausreisse, lege ich zur Seite. Es hat verschiedene Teepflanzen dabei. Brennnesseln, Frauenmantel, Wasserminze.

Ich habe ungefähr sechs bis sieben Himbeerpflanzen. Wenn man sie weit auseinander aufbindet, also stark ausdünnt, tragen sie viel mehr Früchte und diese haben keine Würmer. Und wenn ich mir dabei so überlege, wie viele Himbeeren ich für diese 2 Stunden Arbeit kaufen könnte, bei einem landwirtschaftlichen Stundenlohn von 28 Franken….

Neben mir nagt eine Wespe Holz aus dem Pfosten, den ich dem Zwetschgenbäumchen als Stütze eingeschlagen habe. Und zwischen den Himbeerstauden im Gras finde ich viele Weinbergschnecken, die ich in den Schatten legen muss. Sie können die direkte Sonne nicht ertragen.

Auch das kleine Schnecklein an der Himbeerstaude wird sich hinter ein Blatt verkriechen müssen, der Tag soll warm werden.

Aus den Teekräutern werde ich Tee machen. Ich nähe selber Teebeutel und gebe den Tees Namen wie Grüsse aus meiner Welt. Dieser wird “Unter den Himbeeren” heissen.

Wenn ich, um einen Teebeutel zu nähen, 10 Minuten brauche, könnte ich für einen einzigen Teebeutel eine ganze Schachtel kaufen. Zum Glück bin ich nicht Anwältin, dann würde die Rechnung noch viel weniger aufgehen!

Für mich geht sie auf. Denn ich hätte ja auch einfach ausschlafen können. Dann müsste ich Himbeeren und Teebeutel geschenkt bekommen, damit meine Rechnerei Sinn macht.

Kann man denn leben überhaupt rechnen?